Ziele…ein oft strapaziertes Thema von Bloggern und Coaches. Auch ich habe mich dem Thema ja schon öfter gewidmet.
Heute möchte ich das wieder einmal machen, allerdings in Form von losen Gedankensammlungen. Dies ist also kein Artikel mit einer klaren Aussage, sondern einfach eine Ansammlung von Denkanstößen.
Warum tun wir überhaupt, was wir tun? Entscheidet primär der Kopf oder doch das Herz – oder gar der Bauch?
Die bekannteste Motivliste ist ja immer noch die aus Abraham Maslow berühmter Bedürfnispyramide. Ich halte es übrigens in diesem Zusammenhang für Unfug, dass immer erst die Bedürfnisse einer Stufe befriedigt sein müssen, bevor man sich der nächsten Stufe widmen kann. Echt jetzt? Nur weil ich vielleicht auch noch Hunger habe, ist mir beispielsweise Sicherheit genauso wichtig.
Eine andere interessante Motivliste stammt von Henry Murray. Er listet insgesamt 20 Kernmotive auf, darunter solche Dinge wie Unabhängigkeit, Machtausübung, Ordnung, Sexualität oder auch Spiel. Die komplette Liste findest du auf der Wiki-Seite (ist oben bei Henry Murray hinterlegt). In Wahrheit ist das natürlich auch nur der Versuch, etwas in eine Ordnung zu bringen, die im Alltag nicht existiert, weil zwischen diesen 20 Motiven hunderte, wenn nicht tausende Schattierungen existieren.
Die Motivforschung hat allerdings mittlerweile einen Konsens gefunden und sich auf drei grundlegende Motive geeinigt, die sogenannten “Big Three”: Leistung, Macht und Anschluss. Das ist meiner Ansicht nach eine gute grundsätzliche Unterteilung, mit der ich gut leben kann. Bei Macht geht es einfach darum, sich anderen überlegen zu fühlen, bei Leistung darum, sich selbst zu verbessern (bis zur Perfektion) und bei Anschluss wollen wir schlicht und einfach lieben, aber vor allem geliebt werden.
Die Big Three gibt es nicht nur bei Menschen, sondern auch bei anderen Säugetieren. Sie haben sich evolutionär herausgebildet, daher spricht man auch von “impliziten” Motiven. Demgegenüber stehen – erraten – die “expliziten” Motive. Diese wiederum setzen sich zusammen aus dem, was andere von dir erwarten und den eigenen Wünschen und Absichten.
Ebenfalls interessant: wenn uns jemand nach unseren Zielen fragt, erzählen wir meistens nicht von unseren tatsächlichen Zielen, sondern labern einfach irgendwas daher. Nicht, weil wir alle verdammte Lügner sind, sondern weil unsere echten Wünsche und Ziele noch nicht vom Unterbewusstsein ans Bewusstsein gedrungen sind. Soll heißen: was wir glauben, zu wollen ist nicht das, was uns wirklich bewegt und was wir wirklich wollen. Herausfinden lässt sich so etwas übrigens mittels Thematischen Apperzeptionstest (TAT).
Eine weitere Möglichkeit, unbewusste Ziele ans Tageslicht zu bringen, ist Priming. Ein Beispiel? Menschen sprechen leiser, wenn man ihnen zuvor das Bild einer Bibliothek gezeigt hat. Jetzt hat es wahrscheinlich bei dem einen oder anderen von euch Klick gemacht, oder? Richtig, mit Priming kann ich auch wunderbar meine Mitarbeiter beeinflussen. Der Forscher Peter Gollwitzer legte in einem Versuch seinen Probanden Wörter zum Thema Kooperation vor, die sie lesen mussten und erhöhte alleine dadurch den Wunsch, mit anderen besser zusammenzuarbeiten. Also los, kauf dir sofort ein paar Wandtattoos mit entsprechenden Wörtern und pflastere die Büros damit zu. Keiner wird den Sinn erkennen, aber es sollte funktionieren.

Dann gibt es ja da auch noch die Unterscheidung zwischen Annäherungs- und Vermeidungszielen. Oft auch als “HIN ZU” und “WEG VON”-Ziele benannt. Die deutsche Psychologin Natalie Ebner meint, dass in jungen Jahren die Annäherungsziele dominieren und mit dem Alter die Vermeidungsziele zunehmen. Klar, als Junger wollte ich die Welt erobern (und daneben auch noch ein paar Frauen 🙂 ), im Mittelalter ist es mir wichtiger, meinen aktuellen Status Quo zu bewahren, also gewisse Gefahren abzuwehren und in einigen Jahren geht es wohl nur noch darum, nicht krank zu werden und zu sterben. Kann aber sein, dass ich dann noch immer einen Eroberungsdrang habe. Vielleicht schreibe ich ja dann immer noch Blog-Artikel und Bücher…wer weiß.
Wenn ich über Ziele schreibe, komme ich natürlich auch nicht am Thema Motivation vorbei. Man spricht ja immer von extrinsischer und intrinsischer Motivation. Intrinsisch ist alles, was ich gerne aus eigenem Antrieb mache und extrinsisch alles, wofür ich eine Belohnung bekomme. Das ist auch ziemlich schwarz/weiß gedacht aus meiner Sicht. Gehe ich ausschließlich intrinsisch motiviert zum Zahnarzt? Der extrinsische Part hier ist aus meiner Sicht die Vermeidung von negativem Feedback (offen oder versteckt), der intrinsische mein Wunsch nach Gesundheit und gutem Aussehen. Was für die Arbeit und für Führungskräfte in diesem Zusammenhang interessant ist. Wenn jemand von sich aus motiviert ist, etwas zu tun, schadet es, ihn noch zusätzlich dafür zu belohnen. Die extrinsische Motivation boykottiert also die intrinsische! Edward Deci hat dies in einer entsprechenden Versuchsreihe mit Kindern herausgefunden.
Und dann gibt es ja dann auch noch die sogenannte Persistenz, also die Leistungsbereitschaft und Zielbindung von Menschen. Die lässt sich angeblich trainieren. Ich bin mir da nicht so sicher, aber zumindest der Überzeugung, dass man seinen Mitarbeitern die Voraussetzung dafür schaffen kann: durch Aufgaben, die sie fordern und an denen sie sich beweisen können, ohne jedoch dabei die eigene Kompetenz massiv zu überschreiten. Soll heißen: ich darf dem Newbie nicht gleich irgendetwas Hochkomplexes umhängen und dem alten Hasen keine “zu einfachen” Dinge erledigen lassen – zumindest nicht ständig.
Eines weiß ich: mein Ziel hier war es nicht, einen Endlos-Artikel zu schreiben, sondern lediglich meine aktuellen Gedanken zum Thema loszuwerden. Wie ist das denn bei dir so mit den Zielen?