Jetzt habe ich Dir die ganze Zeit eingetrichtert, dass Du nicht sofort alles ändern und gleich alle Probleme lösen sollst und dann erzähle ich Dir, dass es aber auch ein Fehler wäre, wenn Du alles beim Alten belässt.
Nun wirst Du Dich wahrscheinlich fragen, was denn nun die richtige Vorgehensweise ist.
Das ist natürlich immer abhängig von der Ausgangssituation. Manchmal kommt man zu Teams, bei denen wirklich alles sehr gut funktioniert und man denkt sich, man lässt am besten alles so weiterlaufen und in anderen Situationen möchte man lieber heute als morgen alles umkrempeln.
Angenommen, Du kommst nun in so ein Team, in dem alles sehr gut funktioniert. Auch Dein neuer Chef hat Dir gesagt, dass im Grunde genommen alles gut läuft und bei den Gesprächen mit den Mitarbeitern hast Du auch so ein Bauchgefühl dafür bekommen, dass das Klima fantastisch ist und jeder gerne hier arbeitet.
Was würde also näher liegen, als den Dingen ihren Lauf zu lassen und erst einmal alles so zu belassen, wie es gerade ist?
Darauf gibt es eine einfache Antwort: das Gute ist der Feind des Besseren!
Zufriedenheit entsteht oft durch Bequemlichkeit und nur weil Dinge bequem sind, heißt es noch lange nicht, dass sie sehr gut funktionieren. Solche Situationen entstehen oft, wenn Dein Vorgänger schon sehr lange in seiner Position war und es schon seit langer Zeit keine Veränderungen mehr in dem Bereich gegeben hat. Jeder hat sich seinen entsprechenden Freiraum und seine Komfortzone geschaffen, in der es sich gut arbeiten lässt.
Das ist eine sehr gefährliche Ausgangssituation. Denn hier musst Du den Dingen selbst auf den Grund gehen und sehen, wo die Schwachstellen liegen. Schwierig wird es vor allem, wenn Du gewünschte Änderungen mit Deinen Mitarbeitern besprichst. Denn sie werden nicht gerade begeistert darüber sein, dass Du sie aus ihrer Komfortzone herausholen möchtest.
Niemand ist im ersten Moment von Veränderungen begeistert. Menschen sind Gewohnheitstiere und zufrieden damit, wenn alles seinen gewohnten Gang geht. Veränderungen werden dabei oft als Gefahr und Verschlechterung des aktuellen Zustands gesehen. Daher ist es umso wichtiger, diese gewünschten Änderungen mit den Mitarbeitern zu besprechen und ihnen Argumente zu liefern, in denen sie auch den Vorteil für sich selbst und die Verbesserungen erkennen können.
Nicht umsonst gibt es hochbezahlte Berater, die sich mit nichts anderem als dem Thema „Change Management“ beschäftigen.
Wie kann man nun aber seine Mitarbeiter aktiv in diese Change-Prozesse einbinden? Hier gibt es ein paar Faktoren, die dabei eine wichtige Rolle spielen:
- Der Wandel kann nur gelingen, wenn er von den betroffenen Mitarbeitern akzeptiert und unterstützt wird. Das gelingt am besten, wenn man „Betroffene“ zu „Beteiligten“ macht und entsprechende Initiativen schafft.
- Bei diesen Initiativen müssen die „Beteiligten“ einen entsprechenden Freiraum haben, um kreativ sein und eigene Ideen entwickeln zu können. Wenn die Mitarbeiter ihre Veränderungen größtenteils selbst entwickeln, dann kann man auch davon ausgehen, dass sie sie im Tagesgeschäft auch entsprechend mittragen und umsetzen.
- In jedem Team gibt es auch unter den Mitgliedern eine Hierarchie. Wichtig ist also, die Meinungsbildner im Team zu kennen und genau diese von den Vorteilen der Change-Prozesse zu überzeugen. Binde also vor allem diese Mitarbeiter verstärkt in entsprechende Projekte ein.
Ich möchte Dir nichts vormachen: wenn Du in einen Führungsjob kommst, in dem Zufriedenheit das vorherrschende Gefühl ist, dann hast Du einen harten Weg von Dir. Der Weg ist gepflastert mit Konflikten, weil Deine Mitarbeiter alles unternehmen werden, um den Status Quo zu erhalten.
Wichtig dabei ist, mit diesem Widerstand konstruktiv und produktiv umzugehen, denn so kann die Skepsis leicht ausgeräumt werden.
Du musst Deinem Team klar machen, dass es kein Selbstzweck für Dich ist, Veränderungen herbeizuführen, sondern dass Du damit ein konkretes Ziel verfolgst.
Am besten ist, Du machst ihnen anhand konkreter Beispiele klar, wie gefährlich es ist, nicht in regelmäßigen Abständen Neuerungen und Innovationen anzudenken, um so nicht eines Tages vom Wandel überrollt zu werden.
Beispiele gefällig? Da habe ich ein paar für Dich:
- Nokia hätte sich wohl in den 90er Jahren auch nicht gedacht, dass sie so schnell vom Thron des Mobilfunkmarktes gestoßen werden. Das Unternehmen hat sich auf seinen Lorbeeren ausgeruht und entscheidende Entwicklungen unterschätzt und verschlafen.
- Die ganze Hotellerie-Branche wurde von Unternehmen wie AirBnB, bei denen Menschen die Möglichkeit haben, ihre Wohnung oder einzelne Zimmer zu vermieten, überrumpelt und versucht nun, mit Marktregulierungen und Beschränkungen darauf zu reagieren.
- In Deutschland und Österreich war der Aufschrei groß, als sich der Chauffeur-Dienst Uber aus den USA daranmachte, den Markt auch in diesen Ländern zu erobern. Die entsprechenden Interessensvertretungen der Taxi-Unternehmen versuchten sofort, Gesetze zu ändern anstatt auf die Konkurrenz zu reagieren.
- MySpace und StudiVZ haben im Grunde genommen nichts anderes gemacht als Facebook und waren schon vorher am Markt. Dennoch haben sie sich vom Mitbewerber einfach rechts überholen lassen und zu spät darauf reagiert.
- Bevor ebay den Auktionsmarkt erobert hat, gab es in vielen Ländern nationale Player, die sehr erfolgreich tätig waren. Und wo sind sie heute? Sie haben geglaubt, sie können immer so weiter machen wie bisher und ihr Erfolg wird ewig andauern. Hat nicht funktioniert…
- In der Autobranche zeichnen sich gerade ähnliche Entwicklungen ab: Elektroautos und andere alternative Antriebsformen werden immer wichtiger und große Player sind dabei, diese Entwicklung zu verschlafen, weil sie sie massiv unterschätzen. Manch einer lacht vielleicht heute noch, wenn ein Tesla-Motor Feuer fängt, aber jeder dieser Fehler macht Tesla schlauer und besser…
- Ganze Staaten verschlafen Entwicklungen, weil sie ihre Budgets dafür aufwenden, bestehende Systeme zu erhalten, statt entscheidende Einschnitte rechtzeitig vorzunehmen und beispielsweise in innovative Schulsysteme oder in Forschung und Entwicklung zu investieren. Ich, als Österreicher, kann ein Lied davon singen und muss jeden Tag mit ansehen, wie in meinem Land Entwicklungen verschlafen werden, während Länder wie beispielsweise Südkorea oder Israel einen Gutteil des Budgets für Forschung verwenden. Vor allem skandinavische Länder versuchen, mit innovativen Schulsystemen die Basis für Weiterentwicklung zu schaffen.
Zusammengefasst: es ist schön, wenn alles gut läuft, aber lass Dich davon nicht blenden. Was gestern gut war, muss heute nicht mehr funktionieren.
Die guten Ideen von heute werden von den besseren Ideen von morgen abgelöst. Sei also auf der Hut und verschlafe keine Entwicklungen. Agiere, und gebe Entwicklungen und reagiere nicht erst dann auf Veränderungen, wenn es schon zu spät ist.
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PPS: Sozusagen als Bonus-Track zu den 10 Tipps habe ich auch noch einen Projektplan, wie Du die ersten 100 Tage angehen kannst, erstellt. Den kannst Du Dir hier runterladen.