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Führungsfehler #1: Du weißt nicht, was Dein Chef von Dir erwartet!

Im Grunde genommen ist es ja so: Du arbeitest zwar für ein Unternehmen, doch in Wahrheit arbeitest Du nur für eine Person – Deinen direkten Vorgesetzten.

Ich habe schon von so vielen Leuten gehört, die in tollen Unternehmen mit allen möglichen Sozialleistungen und tollem Gehalt gearbeitet haben und sich dort trotzdem nicht wohlgefühlt haben, weil ihr Chef ein Arschloch oder eine schwache Persönlichkeit war oder sich schlicht und einfach nicht an Vereinbarungen hielt.

Es steht und fällt fast alles mit dieser einen Person. In gewisser Weise muss man das wohl auch so hinnehmen, auch wenn es natürlich immer wieder Möglichkeiten gibt, die Zusammenarbeit zu verbessern oder in einen anderen Bereich zu wechseln.

Doch die erste Maßnahme, die Du in der Zusammenarbeit mit Deinem Vorgesetzten besprechen solltest, um erst gar nicht in diese Misere zu kommen, ist schlicht und einfach einmal abzuklären, was überhaupt von Dir erwartet wird.

Wenn Du einmal weißt, was von Dir erwartet wird, dann ist auch schon einmal eine Art Landkarte vorgezeichnet, auf der Du Dich bewegen kannst.

Bildlich gesprochen weißt Du dann, auf welche Länder und Orte Du Dich zubewegen sollst, kannst aber immer noch entscheiden, auf welchen Wegen und Straßen und mit welchen Verkehrsmitteln Du Dich dort hin begibst.

Eine Deiner allerersten Aufgaben sollte somit sein, Deinen Vorgesetzten um ein Gespräch zu bitten und in diesem Gespräch genau diese Erwartungen abzuklären.

In diesem Gespräch solltest Du zumindest die folgenden Fragen stellen:

  • Was sollte in den ersten 100 Tagen alles passieren, damit Sie der Meinung sind, dass ich der Richtige für diesen Job bin?
  • Was ist mein konkreter Auftrag?
  • Was sind meine wichtigsten Aufgaben?
  • Was sind meine Ziele?
  • Was ist Ihnen persönlich in der Zusammenarbeit wichtig?
  • Was läuft bereits sehr gut in meinem Bereich?
  • Was läuft weniger gut und braucht daher meine verstärkte Aufmerksamkeit?
  • Wer könnte mir kritisch gegenüber stehen und warum?
  • Haben Sie einen Tipp, wie ich diese Personen ins Boot holen könnte?
  • Gibt es Dinge über meinen Vorgänger, die ich wissen sollte, um eventuell nicht die gleichen Fehler zu wiederholen?
  • Wie oft und in welcher Form möchten sie von mir Informationen und Rückmeldungen?
  • Sollen wir ein regelmäßiges Treffen vereinbaren oder ist es Ihnen lieber, ich melde mich nur, wenn es relevante Neuigkeiten für Sie gibt?
  • Welche Reportings halten Sie für wichtig?
  • Gibt es ein bestehendes Reporting-System, dass ich in gleicher oder ähnlicher Form fortführen soll?
  • Welche wichtigen strategischen Entwicklungen kommen aus Ihrer Sicht in den nächsten Monaten oder Jahren auf uns zu und wie kann ich mich darauf vorbereiten?

Aber Vorsicht! Du musst und sollst jetzt natürlich nicht Deinen Chef gleich im ersten Gespräch mit all diesen Fragen löchern. Ein wenig Bauchgefühl ist natürlich schon erforderlich, um zu erkennen, wann Fragen angebracht sind und wann man es besser lassen sollte.

Die Fragen nach dem konkreten Auftrag, den Aufgaben und den Zielen sollten natürlich so schnell wie möglich geklärt werden, alles andere kann auch ein paar Tage oder manchmal sogar ein paar Wochen warten.

Es kommt natürlich auch immer ganz darauf an, was für ein Typ Dein Chef ist.
Ist er eher der organisierte Typ oder liebt er das kreative Chaos?

Beim Organisationsfreak solltest Du

  • eine gewisse Sorgfalt an den Tag legen,
  • nach Möglichkeit immer pünktlich sein,
  • mit Zahlen, Daten und Fakten argumentieren und
  • auch auf die korrekte Form von Präsentationen und Reports achten.

Der Chaot dagegen hat es wahrscheinlich lieber, wenn Du

  • Erfolgsgeschichten erzählst,
  • ihn mit Innovationen überrascht,
  • von Visionen in einer eher bildlichen Sprache erzählst und
  • ihn nicht mit der täglichen Routine oder Reports langweilst.

 

Steht er auf die Nähe zu anderen Leuten (harmonieorientiert) oder ist er ein Eiszapfen (distanziert)?

 

Beim Eiszapfen solltest Du

  • selbst eine gewisse Härte und Selbstdisziplin zeigen,
  • nicht zu viel Lob erwarten,
  • kein Schwätzchen oder Smalltalk von selbst starten und
  • eine deutliche, klare, eher sachliche und wenig emotionale Sprache wählen.

Der Harmonie-Typ schätzt es dagegen wohl eher, wenn Du

  • ihn auch einmal lobst,
  • Deine Konflikte selbst klärst und nicht damit zu ihm kommst,
  • auch zwischendurch einmal auf ein Schwätzchen vorbeischaust, selbst wenn Du nichts von ihm brauchst und
  • nicht zu förmlich bist, sondern auch einmal aus dem Herz agierst.

Schließlich solltest Du Dir auch noch im Klaren darüber sein, dass Dein Chef so wie Du selbst meistens auch nicht komplett unabhängig agieren kann, sondern auch wieder mit anderen Menschen zusammenarbeitet und selbst einen Vorgesetzten hat, dem er Rechenschaft ablegen muss.

Jeder im Unternehmen hat wirtschaftliche, organisatorische und auch menschliche Abhängigkeiten. Überlege Dir also, wo seine Abhängigkeiten liegen und versuche, Deinen wertvollen Beitrag zu leisten, damit auch er erhobenen Hauptes von Erfolgen berichten kann. Das kommt in weiterer Folge natürlich auch wieder Dir zu Gute, weil er dann auch weiß, dass er sich auf Dich verlassen kann.

Verstehe mich nicht falsch: es geht hier keineswegs um blinden Gehorsam oder Arschkriecherei. Aber Du kannst dennoch in regelmäßigen Abständen fragen, wie Du bei Themen, die vielleicht nicht unbedingt zu Deinem Kernbereich gehören, helfen oder mitwirken könntest.

Vielleicht verstehst Du dich ja beispielsweise mit dem Betriebsrat ganz gut, während er schon rot anläuft, wenn nur eine Mail im Posteingang von ihm zu finden ist. In diesem Fall könntest Du ihm ja anbieten, Dich verstärkt auf die Zusammenarbeit zu konzentrieren, um ihm dabei den Rücken freizuhalten.

Aber Vorsicht: Du solltest natürlich nicht den Eindruck erwecken, als würdest Du seine Kompetenzen in Frage stellen. Dann kann dieser Schuss nämlich schnell nach hinten losgehen.

Also, noch einmal zusammengefasst:

  • Kläre die Erwartungen ab!
  • Überlege Dir, was Dein Chef für ein Typ ist!
  • Analysiere, in welchem geschäftlichen Umfeld er sich selbst bewegt!

 

PS: Wenn Du zu ungeduldig bist, um alle 10 Tipps hier abzuwarten, kannst Du das E-Booklet zu den Artikeln hier um 99 Cent erwerben. 😉

PPS: Sozusagen als Bonus-Track zu den 10 Tipps habe ich auch noch einen Projektplan, wie Du die ersten 100 Tage angehen kannst, erstellt. Den kannst Du Dir hier runterladen.

Projektplan

Martin Schmidt

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