Nachdem Du nun geklärt hast, was dein Vorgesetzter von Dir erwartet, ist es nun an der Zeit, den eigenen Mitarbeitern den Blick zuzuwenden. Denn vor lauter Erwartungserfüllung Deinem Chef gegenüber solltest Du nicht vergessen, dass Du in erster Linie dazu da bist, ein Team zu führen.
Diese Aufgabe kannst Du nur dann erfüllen, wenn Du auch genau weißt, was dieses Team, und zwar jeder einzelne von Dir erwartet.
Es gilt also auch hier wieder, genau zu analysieren, um letztendlich typgerecht führen zu können.
Natürlich gibt es immer wiederkehrende Faktoren, die fast auf jedes Team zutreffen. Hier ein paar Fragen für erste Anhaltspunkte:
- Wissen Deine Mitarbeiter, was von Ihnen erwartet wird? Diese Frage klingt banal, aber genau hier kann man oft die größten Überraschungen erleben. Sprich doch die Leute einmal auf ihren klaren Arbeitsauftrag an und Du wirst Deine blauen Wunder erleben. Es ist also wichtig, genau diesen Arbeitsauftrag zu definieren und auch zu kommunizieren.
- Haben Deine Mitarbeiter alles, um ihre Arbeit gut ausführen zu können? Du glaubst nicht, wie wichtig und somit auch motivationsentscheidend die richtige Umgebung und das richtige Werkzeug ist. Frage Deine Mitarbeiter also konkret danach, ob sie für die Erledigung ihrer Arbeit alles haben oder ob sie noch etwas benötigen. Es geht hier nicht um ein „Wünsch-Dir-was-Spiel“, aber das ist auch eine gute Gelegenheit, um kleine Unzufriedenheitsfaktoren schnell zu beseitigen.
- Ist jeder Deiner Mitarbeiter dort eingesetzt, wo er sich am wohlsten fühlt und seine Stärken am ehesten zur Geltung bringen kann? Was man gerne macht, macht man auch gut. Das ist eine alte Weisheit. Dennoch wird erstaunlich oft genau in die gegenteilige Richtung gearbeitet und Menschen genau dort eingesetzt, wo sie am wenigsten nützlich sind. Was passiert? Die Mitarbeiter verlieren ihr Selbstvertrauen und in weiterer Folge ihre Motivation. Frage Deine Leute also auch, ob sie sich in ihrer derzeitigen Position gut aufgehoben fühlen oder es vielleicht andere Tätigkeitsbereiche gibt, die ihnen mehr liegen würden. Auch hier geht es nicht darum, allen nach der Pfeife zu tanzen, aber oft ergibt sich schon aus dieser Frage eine Entwicklungs- und Förderungsmöglichkeit für den Mitarbeiter.
- Wurden Deine Mitarbeiter in der Vergangenheit für Ihre Arbeit oft genug gelobt? Ich bin mir bewusst, dass diese Frage in unseren Breitengraden im ersten Moment lächerlich klingt, weil wir hier in Mitteleuropa einfach keine positive Feedback-Kultur haben. Feedback gibt es immer nur, wenn etwas nicht passt, ansonsten herrscht Schweigen im Wald. Aber denke doch einfach nur einmal über Dich selbst nach? Wie geht es Dir denn, wenn Dir jemand sagt, dass Du etwas toll gemacht hast? Wenn Du ähnlich tickst wie ich, wird Dein Selbstvertrauen stark angestiegen sein und Du hast Dich hochmotiviert ans Werk gemacht. Natürlich ist das keine Frage, die Du Deinen Mitarbeitern direkt stellen solltest, sondern eher etwas, dem Du auf den Zahn fühlen kannst und vor allem – unabhängig davon, ob es bisher gut funktioniert hat oder nicht – ab sofort besser machen kannst.
- Werde ich in der Arbeit als Mensch oder nur als Ressource wahrgenommen? In vielen Unternehmen ist es immer noch so, dass Menschen jahrelang miteinander zusammenarbeiten und nicht einmal wissen, ob der Kollege oder die Kollegin verheiratet ist oder Kinder hat, geschweige denn, welche privaten Interessen oder Hobbies jemand hat. Es ist wichtig, dass Du Dich für Deine Leute interessierst und auch den Menschen wahrnimmst. Zum einen, weil das ein wichtiger Anerkennungsfaktor für jeden einzelnen ist und zum anderen, weil Du dadurch auch die „Motivationsschrauben“ Deiner Leute besser kennenlernst. Einem Mitarbeiter machst Du vielleicht mehr Freude damit, wenn er einmal früher heimgehen darf, jemand anderer hat vielleicht mehr Spaß daran, wenn er in der Früh flexible Beginnzeiten hat. Schreibe Dir solche Kleinigkeiten in einem Notizbuch auf oder notiere sie irgendwo auf Deinem Handy. Sprich Deine Mitarbeiter bewusst in regelmäßigen Abständen auf solche Dinge an. Vielleicht hast Du selbst einmal Deinem Chef etwas Privates erzählt, wie beispielsweise, dass Dein Sohn eine Lernschwäche hat und vielleicht nicht in die nächste Klasse aufsteigen kann. Wie würdest Du Dich fühlen, wenn er Dich zwei Monate später genau darauf wieder anspricht und fragt, wie es Deinem Sohn denn nun in der Schule geht? Da fühlt man sich doch gleich viel wertgeschätzter…
- Kann ich mich weiterentwickeln und werde ich dabei auch entsprechend unterstützt? Viele Führungskräfte beantworten diese Frage damit, dass es für solche Zwecke ohnehin die Personalabteilung oder ein internes Weiterentwicklungsprogramm gibt. Aber das ist leider falsch. Denn dabei handelt es sich nur um Werkzeuge, die von jemandem bedient werden müssen. Dieser Jemand bist Du. Du musst die Stärken und Schwächen Deiner Mitarbeiter genau kennen und wissen, welche Weiterbildungsmaßnahme die richtige ist. Und Du musst sie Deinem Mitarbeiter so verkaufen, dass er auch selbst der Meinung ist, sich damit weiterzuentwickeln. Die Weiterentwicklung von Mitarbeitern ist ein großes Wertschätzungsthema, denn damit sendest Du an Deine Leute das Zeichen aus, dass Dir nicht nur die Zusammenarbeit in der Gegenwart, sondern auch die Zukunft wichtig ist. Hier geht es vor allem auch darum, mit den Mitarbeitern regelmäßig über ihren Fortschritt zu sprechen. Das ist etwas, das im Tagesgeschäft fast immer zu kurz kommt, daher ist es meistens erforderlich, solche Dinge in einem eigens dafür anberaumten Termin zu besprechen.
- Ist meine Meinung in meinem Team etwas wert? Wenn Deine Leute den Eindruck haben, dass es egal ist, was sie denken und ihnen ohnehin nie zugehört wird, dann ist das extrem demotivierend. Wenn es im Gegensatz dazu die Möglichkeit gibt, seine Meinung zu unterschiedlichen Themen äußern zu können und dabei auch noch der Eindruck vorherrscht, dass diese Meinung von Bedeutung ist und in Unternehmensentscheidungen berücksichtigt wird, dann fühlt man sich natürlich auch ernstgenommen. Frag Deine Leute also immer wieder nach ihrer Meinung zu unterschiedlichen Themen und mach es nicht nur, weil es sich so gehört, sondern nütze diese Meinungen auch für Deine eigene Entscheidungsfindung. Deine Leute sind ein wertvoller Pool vollgefüllt mit den unterschiedlichsten Kompetenzen.
- Bin ich beliebt im Team und habe ich Freunde im Team? Auch hier müssen wir mit unserer Mitteleuropäer-Mentalität wieder ein wenig aufpassen, denn die vorherrschende Denke ist immer noch: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Aber das ist natürlich nicht die Wahrheit. Denn wenn ich mich in meinem Team nicht wohlfühle und nicht den Eindruck habe, dass ich wertgeschätzt und gemocht werde, dann bin ich auch emotional weder mit dem Team noch mit dem Unternehmen insgesamt verhaftet. Eine gute Teamatmosphäre ist daher einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren. Gehe hier keine Kompromisse ein. Wenn Du zu einem Team kommst, in dem die Stimmung vergiftet ist, dann gehe den Dingen auf den Grund und versuche, die Ursachen für diese schlechte Atmosphäre so schnell wie möglich zu beseitigen. Mache allen von Anfang an klar, dass Dir ein freundschaftliches und offenes Miteinander im Team wichtig ist.
Du wirst es erkannt haben: mein Appell an Dich ist, dass Du mit Deinen Leuten redest. Es gibt mittlerweile so viele Führungskräfte, die sich um ihren PC eine Excel-Burg gebaut haben und sich in ihrem Büro oder hinter ihrem Schreibtisch verstecken. Das kann eine Zeit lang ganz gut funktionieren, aber langfristig wirst Du damit auf der Strecke bleiben, weil Du den emotionalen Bezug zu Deinen Leuten verlierst und sie auch entsprechend wenig loyal zu Dir sein werden, wenn es einmal gilt, schwierige Zeiten zu überstehen.
Rede also regelmäßig mit Deinen Mitarbeitern, frage sie, wie es ihnen geht, verdeutliche ihnen die Zusammenhänge im Unternehmen bei größeren Herausforderungen, biete ihnen Unterstützung an, wenn sie sie benötigen, delegiere so, dass sie verstehen, warum sie etwas für Dich erledigen sollen, sei konkret in Deinen Anweisungen und vergiss nicht auf Lob und Dank, wenn etwas zu Deiner Zufriedenheit erledigt wird.
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PPS: Sozusagen als Bonus-Track zu den 10 Tipps habe ich auch noch einen Projektplan, wie Du die ersten 100 Tage angehen kannst, erstellt. Den kannst Du Dir hier runterladen.