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Mentale Stärke für Führungskräfte Teil 5: Was kann ich gut (Stärken)?

Das, was man macht, sollte zu den eigenen Stärken passen. Diesen Satz hört man oft und er sagt sich ganz leicht daher.

Allerdings stehen die meisten von uns vor dem Problem, dass sie gar nicht so genau wissen, was ihre Stärken sind.

Klar, instinktiv kann man einigermaßen einschätzen, welche Dinge im Leben man eher gut und welche man weniger gut bewältigt, aber die absolute Sicherheit dazu fehlt meistens. Auch deshalb, weil uns andere Menschen so selten mitteilen, für welche Fähigkeiten sie uns schätzen oder gar bewundern.

Für viele mündet das oft in Unsicherheit, ob der aktuelle Beruf auch wirklich der ist, der zu einem passt und für den man auch die geeigneten Fähigkeiten mitbringt.

Die Frage nach den eigenen Stärken ist also eine, die die meisten von uns nicht so mal eben aus der Hüfte heraus beantworten können. Die Antwort darauf fliegt uns nicht so einfach zu.

Das bedeutet: das Finden der eigenen Stärken ist mit etwas Aufwand verbunden. Man muss sich dafür die Zeit für eine entsprechende Analyse nehmen. Und dieser Zeitaufwand ist nicht einmalig, sondern ein Prozess über einen längeren Zeitraum.

Viele schlaue Menschen haben sich bereits mit diesem Thema beschäftigt und unterschiedliche Modelle dazu entwickelt. Stellvertretend dafür sei an dieser Stelle das Big-Five-Modell erwähnt, mit dem man anhand der Ausprägungen in den fünf Haupteigenschaften Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit, Neurotizismus (emotionale Labilität), Offenheit und Extraversion ein komplexes Persönlichkeitsprofil erstellen kann.

Falls Du jetzt Interesse bekommen hast: das World Wide Web bietet zahlreiche Kurztests, die einen ersten Überblick geben, zum Beispiel hier: http://de.outofservice.com/bigfive/. Eine komplexe Analyse ist aber meistens kostenpflichtig.

Ich möchte aber an dieser Stelle mit Dir gar nicht so in die Tiefen Deiner Persönlichkeit vordringen und Dir lieber einen anderen Weg vorschlagen, wie Du zu Deinen Stärken finden kannst.

Zu diesem Zweck habe ich Dir ein paar Themengebiete zusammengefasst und bitte Dich, mit jedem dieser Themen eine kleine Selbstanalyse durchzuführen. Nimm Dir dafür ruhig Zeit. Es ist sinnvoller, sich mit nur einem Thema pro Tag zu beschäftigen und ein paar Minuten mehr zu investieren, als die komplette Liste auf einmal abzuhandeln.

Nachdem Du mit der Selbstanalyse fertig bist, überlege Dir, welche Menschen es in Deinem Leben gibt, die Dich in unterschiedlichen Situationen gut kennen und Dir ehrliches Feedback geben. Bitte diese Menschen zu einem Feedback-Gespräch. Dieses kannst Du nach Belieben entweder auch nach den Themengebieten auf der Liste oder alternativ als freies Gespräch führen, in dem Du Dir Notizen machst und das Feedback anschließend selbst den Themengebieten zuordnest. Mit diesem Prozess wirst Du mit der Zeit ein immer genaueres Bild von Dir selbst bekommen.

Natürlich bist Du keine Statue, sondern ein Lebewesen. Damit verbunden ist auch die Tatsache, dass sich dieses Bild immer wieder ändert.

Deshalb ist es auch so wichtig, es in regelmäßigen Abständen zu hinterfragen. Einerseits werden im Laufe der Zeit neue Stärken wie beispielsweise Geduld oder Verhalten in Konfliktsituationen dazukommen, andererseits werden wieder andere wie beispielsweise Reaktionsschnelligkeit abnehmen.

Eine kleine Warnung muss ich an dieser Stelle noch aussprechen: die Beschäftigung mit den eigenen Stärken kann durchaus schmerzhaft sein. Denn am Ende kann sie zu der Erkenntnis führen, dass Du in Deinem aktuellen Job eine komplette Fehlbesetzung bist oder auch, dass Du vielleicht die falschen Hobbies für Deine Persönlichkeit bzw. für den Ausgleich zu Deinem Job hast.

Dennoch: die schlechteste Analyse ist immer noch keine Analyse.

Denn der Vorteil ist, wenn Du erst einmal weißt, wo Deine Stärken liegen, dann kannst Du Dich auch auf diese fokussieren und hast die Möglichkeit, etwas zu ändern und glücklicher und zufriedener zu werden.

Hier nun die Bereiche und einzelne Fragen, mit denen Du Dich auseinandersetzen solltest:

Analysefähigkeit

  • Kann ich logisch denken?
  • Kann ich Zusammenhänge schnell erkennen?

Aufgeschlossenheit

  • Bin ich neugierig?
  • Habe ich Angst vor Veränderungen und Neuigkeiten?
  • Mache ich lieber Routineaufgaben oder ständig etwas anderes?

Belastbarkeit

  • Wie gehe ich mit Stress um?
  • Wie reagiere ich, wenn ich mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen muss?

Entscheidungsfähigkeit

  • Wie geht es mir damit, wenn ich Entscheidungen treffen muss?
  • Kann ich Aufgaben an meine Mitarbeiter delegieren oder mache ich lieber alles selbst?

Extrovertiertheit?

  • Bin ich lieber alleine oder in der Gruppe?
  • Wie verhalte ich mich in Gesellschaft von anderen Menschen?
  • Kann ich gut auf andere Leute zugehen?

Humor

  • Kann ich Leute erheitern?
  • Nehme ich immer alles ernst oder kann ich Dinge auch einmal heiter betrachten?

Vorsicht: fast jeder von uns findet, dass er Sinn für Humor hat. Denke genau über diesen Punkt nach und sei ehrlich bei Deiner Selbstanalyse!

Kommunikationsfähigkeit

  • Kann ich mich gut artikulieren?
  • Und noch viel wichtiger: kann ich gut zuhören?

Konfliktfähigkeit

  • Wie verhalte ich mich bei Streitigkeiten (auch als außenstehende Partei)?
  • Wie groß ist mein Harmoniebedürfnis?
  • Wie gut kann ich anderen Feedback geben?

Kreativität

  • Wie gehe ich an neue Aufgaben heran?
  • Habe ich eine ausgeprägte Phantasie (kann ich beispielsweise Geschichten schreiben oder erzählen oder Songs schreiben oder Bilder malen?)

Motivationsfähigkeit

  • Kann ich andere mitreißen?
  • Und noch wichtiger: kann ich mich überhaupt selbst motivieren?
  • Welche (positiven und negativen) Glaubenssätze habe ich im Gepäck?

Selbstbewusstsein

  • Welche Situationen machen mich nervös?
  • Wie geht es mir, wenn ich vor anderen Menschen stehe (beispielsweise bei einer Präsentation)?

Sozialkompetenz

  • Kann ich mich gut in andere Menschen hineinversetzen?
  • Wie kritikfähig bin ich?
  • Wie teamfähig bin ich?

Vorsicht: bei der Sozialkompetenz ist es ähnlich wie beim Humor. Grundsätzlich denken die meisten von uns, dass sie mit einer hohen Sozialkompetenz ausgestattet sind. Aber dazu gehört beispielsweise auch, dass Du Deinen Mitmenschen wirklich zuhörst, was sie zu sagen haben. Machst Du das?

Verantwortungsbewusstsein

  • Wie gewissenhaft bist Du in Deinem Job?
  • Wie gehst Du damit um, wenn Dir jemand etwas Vertrauliches erzählt?

Nachdem wir uns nun ausführlich mit Deinen Stärken befasst haben, werden wir uns im nächsten Artikel mit der zweiten Achse des Wer-bin-ich-Dreiecks beschäftigen und uns ansehen, welche Werte in Deinem Leben eine wichtige Rolle spielen.



PS: Das Buch und das E-Book zur Blog-Serie “Mentale Stärke für Führungskräfte” kannst Du hier käuflich erwerben.



Martin Schmidt

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