Wenn Dein eigener Trauzeuge und langjähriger Best Buddy vor der Herausforderung steht, vor einer strengen Jury und vielen weiteren Zusehern zu pitchen, dann kann man sich ruhig auch einmal blogmäßig mit diesem Thema beschäftigen und einen entsprechenden Artikel dazu schreiben.
Sozusagen als Vorarbeit für das Bierchen, bei dem wir in den nächsten Tagen genauer über dieses Thema sprechen möchten.
Die Ausgangssituation ist also jene: in der Endausscheidung stehen sich mehrere Teams gegenüber, die darum kämpfen, in die Runde der letzten 3 Teams einzuziehen. In maximal 5 Minuten müssen sie dabei ihre Ideen präsentieren und sich dann den Fragen der Jury stellen.
Ich habe im Folgenden ein paar Tipps zusammengestellt, die zumindest die Voraussetzung dafür bieten, einen erfolgreichen Pitch abzuliefern. Siegesgarantie ist das natürlich noch lange keine, denn dazu kommen noch viele weitere Einflussfaktoren wie Tagesform, Raumatmosphäre, Sympathie bzw. Antipathie, Mitbewerb (…), doch sicher schon einmal ein guter Anfang.
- Überlege Dir, vor welchem Publikum Du präsentierst!
Es macht einen entscheidenden Unterschied, ob ich meine Idee jemandem erkläre, der von dem Thema keine Ahnung hat oder ob ich Leute mit großen Fachkenntnissen vor mir sitzen habe. - Wenn Du mit mehreren Personen präsentierst, überlege Dir vorher eine genaue Rollenverteilung. Nichts nervt Zuhörer mehr als ungeklärte Kompetenzen. Es ist nicht nötig, dass alle in der Präsentation zu Wort kommen, aber sie brauchen eine klare Rolle. Beispielsweise: der Verkäufer, der Marketer, der Buchhalter, der Techniker, der Erfinder, der Philosoph,…Überlegt Euch also, wer von Euch am Besten verkaufen kann. Das ist derjenige, der durch die Präsentation führt. Für Erklärungen, die ins Detail gehen, braucht ihr auf jeden Fall den Techniker bzw. Erfinder, der die technischen Details gut auf den Punkt bringt und anschließend für Fragen zur Funktion zur Verfügung steht.
- Überlege Dir eine Story, die sowohl das Herz als auch den Kopf trifft. Menschen erzählen seit Jahrtausenden Geschichten und sind erfolgreich damit. Unser Leben besteht nicht aus Bulletpoints, sondern aus Erlebnissen und Emotionen. Zeige Bilder, erzähle Stories, schaffe Emotionen. Emotionen sorgen dafür, dass sich Dein Pitch in den Hirnen der Zuhörer festsetzt, sie sind wie Leuchtschilder, die sagen “Erinnere Dich genau daran!”.
- Menschen sehen gerne andere Menschen. Baue Menschen in Deinen Pitch ein, die Begeisterung ausstrahlen, weil sie von Eurer profitieren. Menschen schaffen Emotionen und Emotionen sorgen für einen Hormonausstoß bei Deinen Zuhörern, genauer gesagt flutet Dopamin deren Gehirne. Logik sorgt nicht für diese Hormonflut. Nur mit Logik erreichst Du bei Deinen Zuhörern gar nichts.
- Eine Geschichte hat immer einen Anfang (die Herausforderung, das Problem), einen Mittelteil (die Erkennung des Problems und die Entdeckung der Lösung und ein Ende (die Karthasis, also die Erlösung, wie ihr das Problem löst und die Menschen glücklich macht).
- Eine Präsentation ist immer eine Story, genauso wie beispielsweise ein Film. Die besten Filme sind nicht dadurch entstanden, dass jemand eine Kamera genommen und begonnen hat, zu filmen. Zuerst einmal hat er sich wahrscheinlich das Skript dazu überlegt. Mach das auch so: überlege Dir, was Du sagen möchtest und schreibe es auf ein Blatt Papier. Powerpoint kommt erst später…
- Du brauchst Folien, die die Leute dazu bringen, “Ja” zu Deiner Idee zu sagen. Zum “Ja” kommst Du durch die Beantwortung von drei konkreten Fragen:
- Warum sollte mich das kümmern (PAIN)? (Beispieltext: viele Leute bekommen nur einmal in ihrem Leben die Gelegenheit etwas Besonderes zu schaffen. Die meisten von ihnen werden diese Gelegenheit wahrscheinlich verkacken, aber Du hast die Möglichkeit, bei jenen zu sein, die es schaffen werden…)
- Wie wird das Ganze mein Leben verbessern (GOAL)? (Beispieltext: es gibt eine einfache Möglichkeit, wie Du es schaffen kannst. Wie Du mit Selbstvertrauen auf dieser Bühne stehen wirst und die Leute mit Deinem Pitch wegfegen wirst. Eine einfache Möglichkeit, mit der sich Dein Vortrag in die Hirne der Zuhörer einbrennen und sie nie wieder loslassen wird. Eine einfache Möglichkeit, wie Du Deine Jury dazu bringst, “Ja” zu Dir sagen zu müssen…)
- Was muss ich machen, um es zu bekommen (HELP)? (Beispieltext: Alles, was Du jetzt noch machen musst, ist einfach, diesen Artikel zu lesen, ihn zu verstehen, ihn zu verinnerlichen und ihn mit Deinen anderen Teamkollegen zu besprechen und danach zu handeln…)
- In der Kürze liegt die Würze: nicht bei jedem Pitch muss auf alle Punkte eingegangen werden. Nicht jeder Aspekt benötigt eine eigene Folie. Wichtig ist, dass die Kernbotschaft durchdringt. Vergiss nicht: Du kennst sie, aber Dein Publikum nicht. Betrachte Deinen Pitch noch einmal aus diesem Blickwinkel und überlege Dir, ob es möglich ist, Deine Idee zu verstehen und Zuhörer den Eindruck bekommen, dass es funktionieren wird.
- Verwende Metaphern, die Deinen Vortrag verständlich machen. Hier ein Beispiel von Steve Jobs: “what a computer is to me is the remarkable tool that we have ever come up with. it´s the equivalent of a bicycle for our minds”.
- Erzähle es Deinem Publikum nicht nur, sondern zeige es ihm auch. Unser Hirn verarbeitet Bilder 60.000 Mal schneller als Worte. Klar, wir wurden ja ursprünglich auch nicht von Texten gejagt, sondern von Lebewesen, die wir in erster Linie als Bild wahrgenommen haben. Visualisierung spielt eine entscheidende Rolle! 90 % aller Sinneseindrücke nehmen wir über die Augen, also über Bilder auf. Wir nehmen diese Bilder nicht nur schneller auf, sondern wir erinnern uns viel einfacher an sie als an Text.
- Sieh Deinen Pitch nicht nur als Präsentation, sieh ihn als eine Performance. Du musst abliefern. Das ist wie bei einer Theatervorführung. Wenn Du ordentlich abliefern willst, dann gibt es ein Geheimnis: Du musst es vorher ausreichend trainieren! Wenn Du eine perfekte 5-Minuten-Präsentation halten möchtest, dann plane Dir 30 Stunden dafür ein, die Story zu entwickeln, weitere 30 Stunden, um die Präsentation zu gestalten und noch einmal 30 Stunden, um das Ganze perfekt einzustudieren. Shortcuts gibt es nur am Computer.
- Denke daran, dass Du nicht für DICH, sondern für DEIN PUBLIKUM präsentierst: es geht darum, dass die Botschaft bei DEINEN ZUHÖRERN ankommt!
- Unterschätze den Rahmen nicht. Red Bull ist auch nur ein normaler Energy Drink. Aber er verkauft sich besser als alle anderen, weil das Marketing genial ist. Was bedeutet das für einen Pitch? Du brauchst gutes Design (such Dir coole Farben aus, aber übertreibe es nicht, 2 bis 3 reichen völlig aus), Du brauchst einen guten Titel bzw. eine gute Headline (in der Kürze liegt die Würze), du brauchst gute und aussagekräftige Bilder (kostenlose Fotos bekommst Du beispielsweise auf www.pixabay.com), Du musst die Leute mit Deinen Bildern zum Schmunzeln oder zum Lachen bringen (aber zeige ihnen keine lachenden Menschen), wähle frische Schriftarten (Frutiger, Rockwell, Impact, Alternate Gothic No 2.) und nicht die abgedroschenen (Times New Roman, Arial,…), baue kleine Videos ein, wenn Du die Möglichkeit hast, sie professionell zu gestalten (beispielsweise ein Interview oder eine Personenbefragung zu Deinem Problem), beziehe Dein Publikum mit ein und stelle Suggestiv-Fragen (wer von Ihnen hat…), hebe bei den Fragen die Hand, dann macht es auch Dein Publikum.
- Sei Du selbst. Spiel eine Rolle auf der Bühne, aber spiele Deine Rolle. Sei einfach die beste Version von Dir. Rede in normaler Lautstärke und versuche, langsam zu sprechen.
- Entspanne Dich vorher. Chillax! Geh Deine Präsentation im Geiste durch und mache Dir positive Suggestionen. Stell Dir Dein Publikum vor, wie es Dir am Ende Deines Pitches applaudiert, aufsteht, johlt, schreit vor lauter Begeisterung! So wird es sein! Wenn Du an übermäßiger Nervosität leidest, dann stell Dir vor, Du machst einen Vortrag vor der Farm der Tiere. Ordne jedem Zuhörer eine passende Tierfigur zu und stelle Dir vor, wie beispielsweise die Abteilungsleiterin aus der Personalverrechnung wiehert, weil sie Eure Idee so großartig findet.
- Absolviere vorher mindestens einen oder zwei Probeauftritte vor einem ausgesuchten Publikum. Am Besten Leute, die es gut mit Dir meinen. Macht hinterher eine Feedbackrunde und nehmt das Feedback auf und überlegt, wie ihr damit umgeht und Eure Performance noch verbessern könnt.
- Hab eine fantastische Zeit. Sei nicht nervös, sondern genieße Deinen Auftritt. Das sind die Momente im Leben, die nicht so oft kommen und oft vergisst man darauf, sie bewusst zu genießen. Stell Dich auf die Bühne und genieße das Besondere an dem Moment.