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Umgang mit Stinkstiefel Teil 3: Der Quengler

Der Quengler nörgelt und ächzt ständig herum und es scheint, als dürfte keine Stunde vergehen, ohne dass nicht wieder irgendetwas Schreckliches passiert ist. Dabei macht der Quengler so gut wie nie einen Vorschlag, wie man die Situation positiv auflösen könnte.

Der Quengler ist erst dann zufrieden, wenn er sein furchtbares Leiden mit anderen teilen kann. Seine Kollegen hält er damit natürlich von ihrer Arbeit ab, weil sie ihm zuhören müssen.

Sobald man mit einem Quengler zu tun hat, entsteht eine extrem negativ aufgeladene Atmosphäre, weil er mit seinen Problemen einfach jeden ansteckt. Irgendwann sind dann alle einfach nur noch müde davon und beginnen, den Quengler zu ignorieren. Wenn dann vielleicht einmal wirklich eine Situation eintritt, die Anlass für berechtigte Kritik bietet, hört ihm keiner mehr ernsthaft zu und sowohl Kollegen als auch Vorgesetzte ignorieren ihn, weil seine Worte beim einen Ohr rein und beim anderen wieder rausgehen.

Aber warum sieht er ständig nur das halbleere Glas? Vielleicht ist er einfach generell ein Pessimist oder es geht irgendetwas in seinem Leben vor, das ihn runterzieht. Eine Scheidung, finanzielle Probleme, Krankheit,… Was auch immer der Grund ist, versuche erst gar nicht, ihn zu erforschen, weil die Stimmung im Team und im Unternehmen nicht besser oder schlechter wird,  nur weil Du ihn kennst.

Jeder, der mit einem chronischen Quengler zu tun hat oder hatte, wird Dir sagen, dass das Verhalten solcher Menschen mit der Zeit einfach jeden irritiert und verstört. Das ist natürlich keine zufriedenstellende Aussicht. Wenn Du ein Gewinnerteam aufbauen möchtest, dann hat der Quengler keinen Platz darin.

Beispiel:

Jonas ist ein typischer chronischer Quengler. In den letzten beiden Wochen hat er sich ständig über die Qualität des Kaffees im Büro beschwert. „Das Zeug ist einfach unsaufbar!“ verkündet er jeden Morgen, wenn er in der Früh im Pausenraum den ersten Schluck von seinem Kaffee nimmt. Als er bei Michaelas Schreibtisch vorbeigeht, nimmt er einen Schluck und verzieht das Gesicht.

Nach drei Wochen hat Michaela genug von seinen Beschwerden. „Jonas, wir haben seit heute eine neue Kaffeemaschine und die Chefin hat uns extra den tollen Kaffee von der kleinen Rösterei besorgt. Der schmeckt einfach fantastisch!“.

Jonas schaut überrascht, kostet und sagt dann zu Michaela: „Kaffee ist sowieso ungesund, warum haben wir eigentlich keinen grünen Tee hier? Und außerdem sind die Bürostühle total unbequem!“. Michaela lacht, weil sie denkt, dass Jonas einen Scherz gemacht hat, aber er lächelt nicht. Er hat es ernst gemeint.

Welche Schäden richten Quengler an?

  • Die Leute verlieren auf Dauer den Respekt vor Quenglern. Aus diesem Grund werden auch ihre möglicherweise vorhandenen beruflichen Qualifikationen und damit verbundene Expertisen und Ratschläge nicht mehr gehört.
  • In unruhigen Zeiten wirkt der Quengler als „Booster“ und verstärkt die schwierige Lage noch einmal. Eventuell gibt es Gerüchte, dass das Unternehmen verkauft wird. Der Quengler wird hier noch Öl ins Feuer gießen. Wenn es jetzt noch einen zweiten oder dritten dieser Art gibt, dann ist das schon eine bedrohliche Armee.
  • Die anderen Kollegen können neben einem Quengler nicht entspannt arbeiten. Die Pausenzeiten werden nicht mehr zur Entspannung genutzt, weil sie der Quengler mit seinen Problemen füllt. Stell Dir vor, Du willst nur schnell einen neuen Kaffee aus der Küche holen und der Quengler „begleitet“ Dich…

Welche konkreten Handlungsempfehlungen gibt es für den Umgang mit Quenglern?

  • Zunächst einmal: höre dem Quengler zu! Ja, klar sind Quengler Drama-Queens, aber sie legen den Finger auch wirklich oft auf Wunden, die andere leicht übersehen.
  • Lege genau das gegenteilige Verhalten an den Tag, wenn Du es mit einem Quengler zu tun hast. Kehre die positiven Dinge hervor. Das ändert zwar nicht das grundsätzliche Verhalten des Quenglers, aber regt ihn zumindest zum Nachdenken an. Darüber hinaus ist es auch eine persönliche Challenge für Dich, immer zwei bis drei positive Dinge zu finden, wenn er wieder antanzt.
  • „Don´t feed the trolls!“ ist auch der Rat zum Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten in sozialen Medien. Im echten Leben ist es genauso: Du musst nicht auf jede Beschwerde reagieren. Lass ihn einfach reden. Mit der Zeit wird es ihm vielleicht langweilig, wenn die gewünschten Reaktionen ausbleiben.
  • Sei professionell! Quengeln ist in Wahrheit sehr unprofessionelles Verhalten im Berufsleben. Setze für Dich selbst einen höheren Standard in der Business-Etikette.
  • Wenn Du der Meinung bist, dass die Kritik des Quenglers berechtigt ist, dann leite daraus einen Verbesserungsvorschlag ab und setze ihn in die Tat um.
  • Nimm es nicht persönlich! Der Quengler meint nicht Dich. Für ihn ist die Kritik wie eine Sucht. Du bist einfach nur in seiner Nähe, deswegen erzählt er es Dir…
  • Mach den ersten Schritt! Wenn Du den Quengler in der Früh im Aufzug triffst, überrasche ihn mit einer Gesprächseröffnung. Zum Beispiel: „Schau mal, wie gefallen Dir meine Socken?“. Auch wenn er bereits mit seinen Beschwerden begonnen hat, kannst Du ihm diese Frage stellen.
  • Stimme ihm zu! Sage ihm, dass Du den Kaffee auch scheußlich findest. Und dann gehe einfach weiter und mach ihn darauf aufmerksam, dass Du jetzt Deine Arbeit erledigen musst. Vergiss nicht: es geht nicht darum, ihn zu ändern, sondern ihn daran zu hindern, die Stimmung zu vergiften.
  • Frage ihn nach Lösungsvorschlägen! Wenn er der Meinung ist, dass die Bürostühle unbequem sind, dann frage ihn, was man dagegen tun könnte. Höre ihm gut zu und frage auch genau nach, wenn Du etwas nicht verstehst. Wenn er mit seinen Ausführungen fertig ist, unterbreite ihm die Idee, den Vorschlag schriftlich zu formulieren und an die Geschäftsleitung zu schicken. Vielleicht macht er es wirklich, zumindest überlegt er sich aber, ob er wirklich wieder Dich bei seinem nächsten „Problem“ konfrontiert.

Zusammenfassend:

Zeit mit Quenglern zu verbringen macht niemand Spaß. Auch wenn du erkannt hast, dass sie Deine Welt nicht zum Einstürzen bringen können mit ihrer Art, ist es ratsam, sich von ihnen fernzuhalten. Da das im Berufsleben nicht immer möglich ist, sollte man den Kontakt jedenfalls auf das Minimum reduzieren. Bei Gruppenarbeiten ist Vorsicht geboten: Spanne den Quengler auf keine Fall mit sensiblen Mitarbeitern zusammen. Er hat sie im Nu geknackt. Besser ist er bei optimistischen Kollegen aufgehoben, die gerne gerade heraus kommunizieren. Die werden auch mit ihrer Meinung über den Quengler nicht lange hinter dem Berg halten. Wenn schon im Bewerbungsgespräch Anzeichen eines Quenglers zu erkennen sind, dann stelle ihn auf keinen Fall ein!

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Martin Schmidt

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