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Umgang mit Stinkstiefel Teil 1: Einleitung

Negativität am Arbeitsplatz empfinden wir schon fast als normal. Es ist eine echte Seuche.

In jeder Organisation gibt es einen bestimmten Anteil an Stinkstiefel. Du hast sicher schon einige davon kennengelernt. Das sind beispielsweise jene, die in Meetings immer Phrasen wie „das funktioniert nie“ oder „das mache ich nicht, weil“ oder „Das Problem dabei ist aber“ verwenden.

Einige Eigenschaften haben alle Stinkstiefel gemein:

  • Sie sind eher verschwiegen und arbeiten lieber allein als im Team
  • Wenn sie im Team arbeiten, dann ziehen sie die Stimmung des gesamten Teams runter.
  • Sie sind meistens egoistisch und nehmen keine Rücksicht auf die Bedürfnisse oder Wünsche anderer
  • Sie denken nie, dass ein Projekt erfolgreich sein wird – selbst wenn Sie dafür (mit-)verantwortlich sind.
  • Sie sagen viel öfter „aber“ als „und“.
  • Sie verwenden viel Zeit damit, ihre Vorgesetzten und deren Entscheidungen zu kritisieren.
  • Sie sind risikoscheu und verlassen daher so gut wie nie ihre Komfortzone.
  • Sie sehen immer das halbleere Glas, selbst wo alle anderen bereits das halbvolle erkennen.
  • Sie schaffen lose-lose statt win-win-Situationen.
  • Sie haben große Stimmungsschwankungen und sind in einer Minute noch himmelhochjauchzend und schon in der nächsten zu Tode betrübt.

Ich verwende bewusst den Begriff „Stinkstiefel“, um die Suchtgefahr von Negativität am Arbeitsplatz zu demonstrieren. Negativität ist unzweckmäßig, kontraproduktiv und leider auch in höchstem Maße ansteckend.

Warum sind Leute überhaupt Stinkstiefel? Weil es oft einfacher ist, sich negativ zu verhalten als auf Veränderungen einzugehen. Bevor man sich selbst verändert, versucht man lieber, seine komplette Umgebung mit in den Abgrund zu ziehen.

Der richtige Umgang mit Stinkstiefel ist zwar eine Herausforderung, aber kein unlösbares Problem.

Mit manchen Menschen ist die Zusammenarbeit einfach ein Vergnügen und mit anderen eben nicht. Als Führungskraft kann man jedoch nicht einfach dabei zusehen, wie jemand die komplette Stimmung im Team zerstört, weil das einfach ein großer Störfaktor für den Gesamterfolg ist.

Doch Stinkstiefel wissen oft gar nicht, dass sie schwierig sind bzw. auf andere Personen schwierig wirken. Im Gegenteil: aus ihrer Sicht sind andere die Stinkstiefel.

In dieser Artikelserie biete ich Dir praktische Sofort-Strategien für gute Resultate im Umgang mit Stinkstiefel. Diese Sofort-Strategien existieren, weil das Verhalten in bestimmten Situationen von bestimmten Charakteren einigermaßen vorhersehbar ist.

Um die Thematik einzukreisen und getestete Lösungen für bestimmte Situationen zu bieten, gehe ich auf 10 unterschiedliche Stinkstiefel ein:

  • Der Tyrann: er kann sehr aufgebracht und feindselig sein und schreckt auch nicht davor zurück, einmal herumzuschreien oder einen Wutanfall zu bekommen, um seinen Kopf durchzusetzen.
  • Der Quengler: er beschwert sich über alles und jeden und ist nicht daran interessiert, Lösungen zu finden. Sobald irgendeines seiner Probleme gelöst ist, sucht er sich ein neues Problem.
  • Der Zögerer: ihm fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen oder er weiß einfach nicht, wie er eine gewisse Arbeit erledigen soll und so lässt er sie zur Sicherheit lieber liegen. Neudeutsch sprechen wir hier vom „Prokrastinator“.
  • Der Schlauberger: er weiß einfach alles und lässt sich aufgrund seines ausgeprägten Selbstbewusstseins auch nicht vom Gegenteil überzeugen.
  • Der Schweiger: ihm sind kaum Wortmeldungen, Reaktionen oder Emotionen zu entlocken und es kostet eine Menge Energie, Feedback von ihm zu erhalten.
  • Der Hilfsbereite: wenn neue Mitarbeiter ins Unternehmen kommen oder sonst irgendjemand Unterstützung benötigt, ist er sofort zur Stelle. Das ist grundsätzlich löblich, leider leidet aber darunter seine eigene Produktivität stark.
  • Die Eistonne: ihm fehlt jegliche soziale Kompetenz und die Redensart „mit dem Arsch ins Gesicht springen“ wurde für ihn erfunden.
  • Der Anfänger: er kommt frisch von seiner Ausbildung oder ist neu in der Branche und muss noch entsprechend integriert werden. Kein Stinkstiefel im eigentlichen Sinn, aber dennoch zu Recht auf der Liste, weil auch der Umgang mit ihm schwierig ist.
  • Das Übersensibelchen: reagiert grundsätzlich zu emotional und nimmt sich jede kleine Kritik zu sehr zu Herzen.
  • Der Manipulator: er ist ein fintenreicher Tyrann und bringt die anderen dazu, so zu agieren, wie er es gerne haben möchte.

Einige werden Dir vielleicht jetzt schon bekannt vorkommen und Du überlegst, welcher Deiner Kollegen auf welchen Typen zutrifft. In jedem Artikel werden wir uns einen Stinkstiefel genauer ansehen.

Alle Typen haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. Es gibt Dinge, die man sich von ihnen erwarten kann und andere, die man sich von dieser Sorte eben nicht erwarten kann. Diese Artikelserie soll Dir als eine Art „Kristallkugel“ dienen, mit der Du die Zukunft zumindest ein wenig vorhersehbarer gestalten kannst.

Stinkstiefel sind leider ansteckend. Sie infizieren alles im Umkreis mit ihrem negativen Verhalten.

Die Folgen:

  • sinkende Produktivität,
  • steigende Fluktuation, (die „Falschen“ gehen) und
  • abwandernde Kunden.

Daher muss man eine Antenne für diese Personen entwickeln.Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass jeder, uns eingeschlossen, sich einmal daneben benimmt.Kränkelnde Eltern, eine kriselnde Beziehung, rebellische Kinder, dann noch unerwartete Situationen in der Arbeit und schon ist es so weit.

Man muss jedoch einen Unterschied machen zwischen Leuten, die durch schwierige Phasen gehen und schwierigen Leuten.

Bevor Du Dir Gedanken über Deine Mitarbeiter machst, solltest Du überprüfen, ob Du vielleicht selbst der Stinkstiefel bist? Hier ein kurzer 10-Fragen-Test:

  • Hast Du ständig negative Gedanken über Deinen Job/Dein Unternehmen?
  • Hast Du Probleme mit Autoritäten?
  • Willst Du, dass die anderen Leute immer alles wie Du sehen?
  • Schaust Du öfter auf das Schlechte als auf das Gute in den Leuten?
  • Hast Du Probleme, Dich auf den Projekterfolg zu fokussieren und siehst Du stattdessen nur die kleinen Stolpersteine auf dem Weg dorthin?
  • Ärgerst Du Dich ständig darüber, was auf der Welt alles passiert und nimmst Du an, dass es nie besser werden wird?
  • Wechselst Du ständig den Job und denkst Du, dass das immer so bleiben wird?
  • Siehst Du eher das halbleere als das halbvolle Glas?
  • Denkst Du, dass Du eher ein „Verlierer“ bist als ein „Gewinner“?
  • Bist Du nur selten „happy“?

Wenn Du 3 oder mehr Fragen mit Ja beantwortet hast, dann bist Du möglicherweise auch ein kleiner oder vielleicht sogar ein großer Stinkstiefel.

Die gute Nachricht: das kann man ändern. Indem Du die kommenden Artikel liest, erfährst Du jede Menge über Stinkstiefel. Das wird auch Dein Verhalten ändern, wenn Du die entsprechenden Tipps im Bedarfsfall auch auf Dich selbst umlegst.

Das ist deshalb wichtig, weil das Verhalten als Führungskraft entscheidenden Einfluss auf die Firmenkultur hat. Daher kann ich Dir nur folgende Leitpunkte ans Herz legen:

  • Erhalte Dir eine positive Grundeinstellung
  • Sei dafür bekannt, fair zu sein (Mitarbeiter wollen fair behandelt werden)
  • Hab ein Auge auf das Arbeitsklima
  • Verhalte Dich so, wie Du es von anderen erwartest
  • Übernimm Verantwortung für Deine Aktivitäten
  • Behalte Dir Deinen Sinn für Humor
  • Erkenne gute Leistungen an
  • Versuche, das Verhalten Deiner Mitarbeiter zu verstehen
  • Sei ein guter Kommunikator…
  • …und ein noch besserer Zuhörer
  • Bewahre Dir Deinen gesunden Menschenverstand
  • Sei ehrlich und aufrichtig
  • Bestärke Deine Mitarbeiter (motiviere sie)

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Motivation. Die Leute brauchen ein Motiv für ihre Handlungen.Es ist Dein Job, Ihnen diese Motive zu geben. Die berühmte Maslow-Pyramide lässt sich auch sehr gut auf die Motivation am Arbeitsplatz anwenden:

  • Auf der untersten Stufe stehen die Grundbedürfnisse zum Leben: umgelegt auf das Arbeitsumfeld bedeutet das, den Mitarbeitern eine menschenwürdige Arbeitsumgebung beispielsweise mit WC und Aufenthaltsraum zu schaffen.
  • Auf der nächsten Stufe geht es um die Sicherheitsbedürfnisse: klar, wenn Deine Mitarbeiter nicht wissen, ob sie den heutigen Tag in der Arbeit ohne Verletzungen überstehen, werden sie sich nicht auf nichts anderes konzentrieren können.
  • Sind die Grund- und Sicherheitsbedürfnisse gedeckt, geht es um die sozialen Bedürfnisse: im Berufsleben sind das beispielsweise die klassischen Jubiläums- oder Geburtstagsgratulationen.
  • Auf der vorletzten Stufe stehen die Individualbedürfnisse: wie überall geht es auch im Arbeitsleben darum, jedem den nötigen Respekt entgegenzubringen und gute Leistungen entsprechend zu würdigen.
  • Wenn das alles geschafft ist, können wir uns noch um die Selbstverwirklichung kümmern. Hier geht es vor allem darum, die richtige Person am richtigen Arbeitsplatz einzusetzen. Um es mit einer Metapher aus dem Tierreich auszudrücken: Der Fisch muss im Wasser schwimmen, um seine Leistung bringen zu können.

Fazit:

Wir sind alle nur Menschen und Menschen sind bekannt dafür, sich ungewöhnlich und manchmal schwierig zu verhalten. Als Führungskraft hast Du zwei Möglichkeiten:

  • Du kannst versuchen, Deine Stinkstiefel loszuwerden oder
  • Du hilfst diesen Menschen, glückliche und wertvolle Mitarbeiter Deines Teams zu werden.

Sehen wir uns also nun in den kommenden Wochen die einzelnen Stinkstiefel im Detail an…

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Martin Schmidt

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